Zwei engagierte Wissenschaftler – ein ambitioniertes Ziel: Klaus Pantel will Tumor-Biomarker entschlüsseln, Lorenz Hofbauer plant die Entstehung von Knochenmetastasen zu verhindern
Mit Beginn des Jahres 2020 wurde auf Initiative des Mediziners und Tumorbiologen Prof. Dr. Klaus Pantel vom Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und Vorstandsmitglied des DFG-Schwerpunktprogramm µBONE, die European Liquid Biopsy Society (ELBS) gegründet. Über 40 europäische Partner aus Forschung, Klinik und Wirtschaft wollen gemeinsam die Forschung rund um die Flüssigbiopsie sowie deren Einsatz in der Praxis vorantreiben. Der renommierte Krebsforscher, Prof. Dr. Klaus Pantel, Direktor des Instituts für Tumorbiologie des UKE schöpft Hoffnung: „Schon ein paar Tropfen Blut können Aufschluss geben, wie eine Krebstherapie anschlägt oder wann die Behandlung besser umgestellt werden sollte.“ Dieses Verfahren, die sogenannte Flüssigbiopsie (Liquid Biopsy), gibt den Forscherinnen und Forschern vielversprechende Diagnose- und Therapiehinweise, indem sie im Blut treibende Tumorzellen (CTC) und Erbgut-Fragmente (ctDNA) identifizieren und diese auf bestimmte Biomarker untersuchen. Anhand solcher Marker können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorhersagen, wie gut eine Therapie anschlägt, ob ein Rezidiv droht oder ob überhaupt eine Ersterkrankung vorliegt. Dieses Verfahren, könne zukünftig in der Krebsfrüherkennung oder bei anderen Erkrankungen eingesetzt werden.
„Wir haben heute eine Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema, aber die Übertragung des Verfahrens in die klinische Versorgung ist noch stark ausbaufähig“, sagt Prof. Pantel, der mit seinen europäischen Kollegen seit Jahrzehnten an diesem Thema arbeitet. Die neugegründete European Liquid Biopsy Society (ELBS) arbeitet mit Hochdruck daran, dass Verfahren der Flüssigbiopsie in die klinische Praxis zu bringen. „Um das zu erreichen, bringen wir in der ELBS Menschen und Institutionen aus ganz Europa zusammen, die daran arbeiten möchten, die vielversprechenden Forschungsergebnisse in die Klinik zu bringen, sodass in Zukunft die Krebspatienten auch wirklich davon profitieren können“, so Prof. Pantel. Die über 40 internationalen Partner werden sich künftig noch enger über aktuelle Forschungsprojekte und klinische Studien austauschen und gegenseitig unterstützen, etwa bei der Kommunikation mit Regulierungsbehörden. Zudem wollen sie gemeinsam an der Entwicklung von Standards für die medizinische Praxis arbeiten. „Eine so umfangreiche Koordination und Zusammenarbeit rund um die Liquid Biopsy ist weltweit einzigartig, sodass wir sehr stolz darauf sind, hier eine Führungsrolle einzunehmen“, so Prof. Pantel, der die Arbeit der Gesellschaft von Hamburg aus koordinieren wird.
Auch das deutschlandweite Konsortium µBONE unter Leitung von Prof. Dr. Lorenz Hofbauer, Biomediziner an der TU Dresden, trifft sich anlässlich des Weltkrebstages mit Klaus Pantel und weiteren 100 Mitgliedern verschiedenster Disziplinen Ende Februar in Dresden, um aktuelle Ergebnisse und Tendenzen auszutauschen und um gemeinsam an Lösungen für derzeitige Herausforderungen im Bereich Knochenmetastasen zu arbeiten. In Hofbauers Arbeitsgruppe „Bone Lab Dresden“ wird aktuell untersucht, über welche Signale die CTC in den Knochen gelangen und dort dauerhaft Schaden anrichten. „Aktuellen Ergebnissen zufolge spielt der RANKL-Signalweg und der Wnt-Signalweg mit seinen Inhibitoren Dickkopf-1 und Sklerostin dabei eine zentrale Rolle“, so Hofbauer. „Wenn wir verstehen, wie die Besiedlung des Knochens durch Tumorzellen im Knochen erfolgt, sind wir einen Schritt weiter, um bestimmte Gewebe für Metastasen unattraktiv zu machen oder den Knochen gezielt zu schützen, so dass Metastasen keine Chance mehr haben sich anzusiedeln.“
[Photo: Axel Kirchhof und Amac Garbe]